Sojaanbau ist einer der größten Treiber für Entwaldung und Umwandlung natürlicher Ökosysteme in Südamerika. Dies betrifft nicht nur das Amazonas-Gebiet, das durch das Soja-Moratorium seit 2008 als noch gut geschützt gilt, sondern auch weitere wertvolle natürliche Ökosysteme wie den Cerrado. Das Forum Nachhaltigere Eiweißfuttermittel (FONEI) bekennt sich zum Soja-Moratorium und dessen Aufrechterhaltung. Entwaldung und Umwandlung ist mit negativer Kohlenstoffbilanz, sozialen Konflikten, einer stark dezimierten Artenvielfalt und mit dem Verlust biologischer und genetischer Ressourcen verbunden. Aus diesen Gründen haben einige europäische Länder und internationale Akteure die „Amsterdam Deklaration“ unterzeichnet. Die Unterzeichner zielen darauf ab, die Marktaufnahme nachhaltiger Rohstoffe u.a. Soja zu verbessern und die Privatwirtschaft zu unterstützen, Entwaldung entlang der Agrarlieferketten zu eliminieren.
Angesichts globaler Herausforderungen, wie dem Klimawandel und dem Verlust der biologischen Vielfalt, unterstützt das Forum Nachhaltigere Eiweißfuttermittel (FONEI das in der Amsterdam Deklaration zum Ausdruck gebrachte Ziel, die Entwaldung sowie darüber hinaus Umwandlung natürlicher Ökosysteme in den Wertschöpfungsketten, insbesondere von Soja, zu beseitigen.
Das FONEI hat sich zum Ziel gesetzt, eine möglichst flächendeckende Verpflichtung der Privatwirtschaft für entwaldungs- und umwandlungsfreie Lieferketten (gemäß der Accountability Framework Initiative, AFi6) zu erreichen. Durch verantwortungsbewusstes Lieferkettenmanagement sollen vor allem natürliche Wälder und andere Ökosysteme wie Savannen und Grasland erhalten werden.
Dabei erkennt das FONEI die Entwicklungen und Nachhaltigkeitsbestrebungen an, die sich maßgeblich auf eine nachhaltigere Beschaffung und Verarbeitung von Soja in Deutschland, der EU aber auch international auswirken. Das ist zum einen die ab 30.12.2025 verbindliche Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten EU-VO 2023/1115 (EUDR). Zum anderen sind dies freiwillige Unternehmens- und Multi-Akteurs-Initiativen wie Austauschplattformen, Zertifizierungssysteme und entwickelte Guidelines. Letztere haben integratives Potential im Hinblick auf die Erfüllung der Sorgfaltspflichten der EUDR und zur Erreichung von entwaldungs- und umwandlungsfreien Lieferketten.
Die Unterzeichner setzen sich dafür ein, international anerkannte Nachhaltigkeitsstandards in globalen Lieferketten konsequent anzuwenden und den Anstrengungen aller Beteiligten in der Wertschöpfungskette gerecht zu werden. Noch nicht alle Nachhaltigkeitsstandards enthalten ausreichend transparente und anspruchsvolle Kriterien, um Entwaldungs7- und Umwandlungsfreiheit8 zu gewährleisten. Das Forum sieht hier die Notwendigkeit einer konsequenten Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstandards sowie der damit verbundenen Kontrollsysteme. Aus Sicht des Forums ist entscheidend, die relevanten Merkmale der Nachhaltigkeitsstandards genau zu definieren, wie z.B. die Definitionen von Wald und Umwandlung und Stichjahr (spätestens 2020) für das Erreichen der Entwaldungs9 - und Umwandlungsfreiheit gemäß AFi.
Gemäß der inhaltlichen Ausrichtung des FONEIs unterstützen die Mitglieder die Vermeidung von Verlagerungseffekten auf natürliche Ökosysteme.
Mitglieder, die besonders an dieser These im FONEI arbeiten
- ALDI Nord
- ALDI Süd
- Deutsche Umwelthilfe e.V.
- Deutscher Verband Tiernahrung e.V. (DVT)
- Deutscher Raiffeisenverband e.V. (DRV)
- EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co KG
- Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
- Kaufland Stiftung GmbH & Co. KG
- Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG
- ProTerra Foundation
- REWE Group
- Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e.V. (OVID)
- Verein Donau Soja
- Westfleisch SCE mbH
- WWF Deutschland
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6 https://accountability-framework.org/: Das Accountability Framework besteht aus 12 Grundprinzipien, die Unternehmen und anderen bei der Festlegung, Umsetzung und Überwachung wirksamer Verpflichtungen in Bezug auf Abholzung, Umwandlung von Ökosystemen und Menschenrechte in ethischen Lieferketten als Leitfaden dienen.
7 Entwaldung: Verlust von natürlichem Wald infolge von: (i) Umwandlung in eine landwirtschaftliche oder andere nicht forstwirtschaftliche Nutzung; (ii) Umwandlung in eine Baumplantage; oder (iii) schwerwiegende und anhaltende Degradierung.
- Diese Definition bezieht sich auf Lieferketten ohne Entwaldung, die sich im Allgemeinen darauf konzentrieren, die Umwandlung von Naturwäldern zu verhindern.
- Eine schwerwiegende und anhaltende Degradierung (Szenario iii in der Definition) stellt eine Entwaldung dar, auch wenn das Land anschließend nicht für eine nicht forstwirtschaftliche Nutzung verwendet wird.
- Der Verlust von Naturwald, der dieser Definition entspricht, gilt als Entwaldung, unabhängig davon, ob er legal ist oder nicht.
Die Definition des Rechenschaftsrahmens für Entwaldung bedeutet "Bruttoabholzung" von natürlichem Wald, wobei "brutto" im Sinne von "insgesamt; aggregiert; ohne Abzug von Wiederaufforstung oder sonstigem Ausgleich" verwendet wird.
8 Umwandlung: Verlust eines natürlichen Ökosystems infolge seiner Ersetzung durch Landwirtschaft oder eine andere Landnutzung oder aufgrund einer tiefgreifenden und anhaltenden Veränderung der Artenzusammensetzung, Struktur oder Funktion eines natürlichen Ökosystems.
- Die Entwaldung ist eine Form der Umwandlung (Umwandlung von Naturwäldern).
- Unter Umwandlung versteht man eine schwerwiegende und anhaltende Verschlechterung oder die Einführung von Bewirtschaftungsmethoden, die zu einer tiefgreifenden und anhaltenden Veränderung der Artenzusammensetzung, Struktur oder Funktion des Ökosystems führen.
Eine Veränderung natürlicher Ökosysteme, die dieser Definition entspricht, gilt als Umwandlung, unabhängig davon, ob sie legal ist oder nicht.
9 Zur Ausführung der Kriterien siehe Thünen Working Paper 98 - Hargita Y, Hinkes C, Bick U, Peter G (2019): Entwaldungsfreie Agrarrohstoffe - Analyse relevanter Soja-Zertifizierungssysteme für Futtermittel. Korrigierte Auflage. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 86 p, DOI:10.3220/PB1587381393000; https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn061690.pdf.